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Datum: 05.02.2021

Klinik-Geschäftsführer Benninghoff: „Im Nachhinein bedaure ich meine Entscheidung“

Auf Einladung von Landrat Holger Heymann, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Krankenhaus Wittmund gGmbH, kamen am Freitagmittag der Aufsichtsrat des Krankenhauses sowie die Fraktionsvorsitzenden der Kreistagsfraktionen im Kreishaus zusammen. Grund hierfür war die gestrige, leider sehr einseitige Berichterstattung im NDR über die zurückliegende Corona-Impfung des Geschäftsführers des Krankenhauses, Ralf Benninghoff.

Am Donnerstag hatte der NDR über eine Stunde mit Landrat Holger Heymann, Geschäftsführer Ralf Benninghoff sowie dem Leiter des Impfzentrums, Uwe Telle, im Kreishaus verbracht, um die Hintergründe der Impfungen im Krankenhaus zu beleuchten. Dort wurde dem öffentlich-rechtlichen Sender, vertreten durch die Redakteurin Christina Gerlach und eine Kollegin an der Kamera, nachfolgender Sachverhalt ausführlichst erläutert. Diese eindeutig entlastende Darstellung fand jedoch bedauerlicherweise keine Berücksichtigung in der Berichterstattung des Senders.

Wie bekannt, bekam das Impfzentrum in Esens am 04.01.2021 den ersten Impfstoff für die Erstimpfungen angeliefert. Aus den Schulungen der Firma Biontech war bekannt, dass der Impfstoff 15 Tage auf Trockeneis und dann noch fünf Tage im Kühlschrank gelagert werden darf. Die Planung im Impfzentrum, die auf diesem Wissen basierte, sah somit ursprünglich vor, den Impfstoff bis in die 3. Kalenderwoche zu verimpfen. Dies mit dem Ziel, möglichst viel des Impfstoffes in den Alten- und Pflegeheimen im Kreisgebiet zu verimpfen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keine Anzeichen dafür gab, dass es bei der Nachlieferung von Impfstoff zu Engpässen kommen würde. Weiterhin wurde das Impfzentrum vom Land angewiesen, möglichst keine Impfdosen zu verwerfen und im Zweifel die Dosen nach eigenem Ermessen zu verimpfen.

Am Montag den 11.01.2021 erreichte das Impfzentrum dann die Information, dass es für den Impfstoff nur noch eine kürzere Lagerfrist, nämlich nur noch 10 Tage, gab. Somit ergab sich die Situation, dass der Impfstoff bis zum Abend des 12.01.2021 zu verbrauchen war, da die Frist mit Beginn der Lieferung, vorliegend der 03.01.2021, begonnen hatte. Es handelte sich hierbei um insgesamt 378 Impfdosen, die sich zu diesem Zeitpunkt noch im Impfzentrum befanden.

Um keinen Impfstoff zu verwerfen, wurde entschieden, den Impfstoff am 12.01.2021 mit großem Personalaufwand vollständig zu verimpfen. Hierbei wurden Pflegeheime in Schweindorf, Nenndorf, Wittmund, Friedeburg sowie das Krankenhaus Wittmund ausgewählt. Um überhaupt die Verimpfung einer solchen Menge sicherstellen zu können, wurden am 12.01. insgesamt fünf Impfteams, statt der üblichen drei, eingesetzt. Mehr Einrichtungen konnten nicht angefahren werden, da dem Impfzentrum keine weiteren Kühlmöglichkeiten zum Transport etwaigen Impfstoffes zur Verfügung standen. Auch hätte kein weiteres Team mit der notwendigen EDV ausgestattet werden können.

Im Krankenhaus Wittmund sollten laut der ersten Absprache 72 Impfdosen verimpft werden. Diese Zahl stieg am 11.01.2021 kurzzeitig auf 160, musste dann aber am 12.01.2021 auf zunächst 135 Impfdosen korrigiert werden. Das Krankenhaus wurde am Nachmittag des 11.01.2021 über das Vorhaben informiert und kurzfristig um die Übermittlung einer Liste mit Impfwilligen für den 12.01.2021 gebeten. Diese Liste wurde sodann am Abend des 11.01.2021 an das Impfzentrum übersandt. Auf dieser Liste befanden sich ausschließlich Personen aus der höchsten Priorität nach CoronaImpfV. Auf dieser Liste befanden sich also weder Personal aus der Verwaltung des Krankenhauses und auch nicht Geschäftsführer Ralf Benninghoff. Nur durch die kurzfristige und gute Zusammenarbeit zwischen dem Impfzentrum und dem Krankenhaus konnte überhaupt eine Verimpfung in dieser Größenordnung sichergestellt werden.

Am Abend des 12.01.2021 stellte sich nach Abarbeitung der Liste dann vor Ort heraus, dass immer noch Impfdosen im Krankenhaus zur Verfügung standen. Grund hierfür war, dass einige Impfberechtigte nicht erschienen waren. Aufgrund des drohenden Verfalls der Impfdosen wurde sodann geprüft, welche noch nicht geimpften Mitarbeiter sich zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch im Krankenhaus befanden und impfwillig waren. Neben Geschäftsführer Benninghoff wurden in diesem Zuge auch Reinigungskräfte, ein Pförtner sowie Mitarbeiter aus der Materialbeschaffung geimpft.

Vor dem Hintergrund dieses Sachverhaltes stellte Landrat Holger Heymann in der Sitzung nochmals klar, dass die Impfung von Geschäftsführer Benninghoff vermutlich nicht mit anderen Fällen vergleichbar ist. Denn es wurde keinem Impfwilligen vom anwesenden Krankenhauspersonal eine Impfdosis weggenommen. Man sei zudem durch das Land Niedersachsen angehalten, möglichst jede Impfdosis zu verwenden. Der Geschäftsführer genießt daher weiterhin das vollste Vertrauen des Aufsichtsrates sowie den Fraktionsspitzen des Kreistages.

Geschäftsführer Ralf Benninghoff bedauert, dass durch die Presseberichterstattung der Eindruck entstanden sei, dass er sich auf Kosten anderer Impfwilliger einen Vorteil verschafft habe. Es war nie die Absicht, anderen Mitarbeitern die Möglichkeit zu nehmen, sich impfen zu lassen. Insbesondere vor dem Hintergrund der sich erst danach entwickelnden Impfstoffknappheit, steht seine Entscheidung, an diesem Tag einer spontanen, nicht geplanten, Impfung zuzustimmen, in einem anderen Licht.

Um auf zukünftige Restbestände nach Impfungen in Gemeinschaftseinrichtungen aber auch im Impfzentrum Esens besser vorbereitet zu sein, hatte der Leiter des Impfzentrums gemeinsam mit dem Corona-Krisenstab des Landkreises bereits am 13.01.2021 eine Prioritätenliste erstellt und die dort aufgelisteten Institutionen informiert. Sollte es erneut einen Fall geben, dass Impfdosen in der Praxis übrig bleiben, werden seitdem potentielle Impflinge in folgender Reihenfolge abgefragt:

  1. Mitarbeiter von mobilen Pflegediensten
  2. Mitarbeiter von Arztpraxen (sogenannte Abstrichpraxen)
  3. Polizeibeamte

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