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Datum: 27.01.2022

Geplante Gehölzrückschnitte im Naturschutzgebiet sind erlaubt

Im südlich der Stadt Esens liegenden Naturschutzgebiet „Ochsenweide, Schafhauser Wald und Feuchtwiesen bei Esens“ deuten sich größere Arbeiten an. In einem Teilbereich der Feuchtwiesen werden entlang von Wegen Gehölze entfernt sowie zurückgeschnitten. Dies betrifft vor allem den südlichen Abschnitt des Brooksweges. Hier hat sich an den Gräben teilweise weit ausladendes Weidengebüsch entwickelt, das den Zugang zu den Ländereien massiv erschwert. Auch eine bedarfsgerechte Unterhaltung der dortigen Entwässerungsgräben ist nicht mehr möglich. Das Wasser steht derzeit über weite Abschnitte bis zur Oberkante und beeinträchtigt die Tragfähigkeit des Weges. Landwirtschaftliche Fahrzeuge weichen aus und verursachen weitere Schädigungen des unbefestigten Weges, stellenweise brechen auch die Grabenböschungen ein. Die geplante Maßnahme ist zuvor bei einer gemeinsamen Begehung mit den Bürgermeistern der Gemeinden Moorweg und Stedesdorf sowie der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wittmund besprochen worden. Die Arbeiten sollen kurzfristig beginnen.

Als eine Folge der erheblich eingeschränkten Entwässerungsfunktion der Gräben sind viele Ländereien kaum mehr nutzbar. Eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung der Areale mit den Feuchtwiesen bei Esens ist jedoch gerade wegen der landesweit sehr seltenen Grünlandbiotope zwingend erforderlich. Dafür gibt es eine so genannte „Management-Anleitung“, die konkrete Maßnahmen wie Zeitpunkte einer Mahd, Eckpunkte für eine Beweidung und z. B. auch Anleitungen für eine Mähgutübertragung von besonders gut ausgeprägten Biotopen auf solche mit schlechteren Erhaltungszuständen enthält. Für eine Umsetzung dieser „Pflegeanleitung“ sind die dauerhafte Nutzbarkeit der Flächen und damit verbunden die funktionsfähige Erschließung erforderlich. Dies ist vor dem Hintergrund der Zugehörigkeit zum europaweiten Schutzgebietssystem Natura 2000 besonders wichtig. Der Umfang von Flächenentwässerungen bleibt im Blick der unteren Naturschutzbehörde. Derzeit werden für verschiedene Flächen, die sich im Eigentum des Landkreises sowie auch der Naturschutzstiftung Friesland-Wittmund-Wilhelmshaven befinden, Möglichkeiten zur Steuerung der Entwässerungen geprüft. So soll vermieden werden, dass wertvolle Grünlandbiotope trocken fallen und dadurch seltene Arten ihren Lebensraum verlieren.

Das Reduzieren von Gehölzen ist auch ein Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt zum einen auf den Flächen, zum anderen auch in den Entwässerungsgräben selbst. Viele der Grünlandarten sind auf dauerhaft besonnte Standorte angewiesen. Dies gilt auch für verschiedene Arten der offenen Grabenbiotope wie z. B. Wasserfeder und Schwanenblume. Gehölzfreie Grabenabschnitte sorgen also für eine weitere ökologische Vielfalt in dem Naturschutzgebiet. Nicht zuletzt werden sie auch als Laichbiotop von Amphibien angenommen.

Die Freizeitnutzung der Wege wird während der Arbeiten weiter möglich sein, darauf weist die Kreisverwaltung hin. So bleibt der beliebte Weg für die Naherholung der Bevölkerung weiter geöffnet. Ein Ausbau des „grünen Weges“ ist nicht beabsichtigt, so dass auch nach Abschluss der Arbeiten nicht von einer Zunahme des Fahrzeugverkehrs auszugehen ist. Während der Arbeiten könnte es jedoch zu kurzzeitigen Sperrungen kommen.

Zum weiteren Hintergrund: „Natura 2000“ heißt ein europaweites Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten. Das Netz setzt sich zusammen aus den Schutzgebieten der Vogelschutz-Richtlinie und der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH). Mit derzeit ca. 27.000 Schutzgebieten auf 18,5 Prozent der Landfläche der EU ist Natura 2000 das größte grenzüberschreitende, koordinierte Schutzgebietsnetz weltweit. Es leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt in der EU. Die Bestandteile des „Schutzgebietssystems Natura 2000“ sind von den jeweiligen Mitgliedsländern an die Europäische Kommission gemeldet und unter einen nationalen Schutz gestellt worden. Und dazu gehört auch das Naturschutzgebiet „Ochsenweide, Schafhauser Wald und Feuchtwiesen bei Esens“.

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