Klimaausblick Landkreis Wittmund
Das Niedersächsische Kompetenzzentrum Klimawandel (NIKO) bereitet Klimadaten der Vergangenheit und Zukunft für Landkreise und Gemeinden auf. Für den Landkreis Wittmund lassen sich folgende Klimaveränderungen beobachten:
Die Jahresmitteltemperatur steigt. Zwischen den Zeiträumen 1961-1990 und 1991-2020 wurde ein Anstieg der Jahresmitteltemperatur um etwa 1,1°C verzeichnet.
Mit der steigenden Jahresmitteltemperatur hat auch die Anzahl der Sommertage (über 25°C) und Hitzetage (über 30°C) im Landkreis zugenommen.
Zudem wird eine Verschiebung der Niederschlagsmenge hin zu den Wintermonaten beobachtet - also deutlich mehr Niederschläge im Winter als bisher. Starkregenereignisse sind vermehrt aufgetreten.
Während die klimatische Wasserbilanz in den vergangenen Jahren in den Wintermonaten zugenommen hat, nahm sie in den Frühlings- und Sommermonaten ab. Trocken- bzw. Niedrigwasserphasen sind im Sommer vermehrt aufgetreten.
Klimaausblick für den Landkreis Wittmund
Temperatur
Laut der Niedersächsischen Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wird die Jahresmitteltemperatur weiter ansteigen. Das Klima-Factsheet für die niedersächsische Nordseeküste weist zudem auf eine Zunahme der Anzahl der Hitzetage mit über 30° C hin. Demnach wären an der niedersächsischen Küste ohne weitere Klimaschutzmaßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu 33 zusätzliche Hitzetage im 30-Jahresmittel möglich. Auch die Anzahl der Sommertage mit über 25° C wird weiter zunehmen. Laut Angaben des Klima-Factsheet wären an der niedersächsischen Küste ohne weitere Klimaschutzmaßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts durchschnittlich bis zu 60 Sommertage möglich.
Niederschlag
In der Niedersächsischen Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels wird eine weitere Zunahme an Starkregenereignissen (Niederschlag > 20mm / Tag) sowie eine innerjährliche Verschiebung der Niederschlagsmenge hin zu den Wintermonaten prognostiziert. Die zu erwartenden großen Regenmengen können zu einem verstärkten Oberflächenabfluss insbesondere auf versiegelten Flächen sowie zu einer eingeschränkten Auffüllung des Bodenwasserhaushalts führen, da die Aufnahmekapazität des Bodens beschränkt ist. Übersteigt die Niederschlagsintensität die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens, können Starkregen zu Überschwemmungen führen.
Meeresspiegelanstieg
Der bereits fortschreitende Anstieg des Meeresspiegels ist mit höheren Risiken bei Sturmfluten verbunden und lässt höhere Sturmflutpegel bis tief in die Mündungsbereiche der ins Meer mündenden Flüsse erwarten. Die Übersichtskarte des Norddeutschen Küsten- und Klimabüros verbildlicht, dass neben dem bisherigen Küstenschutz bis 2100 zusätzliche Flächen in Richtung Binnenland vor Sturmfluten zu schützen sind. Auch die Flood Map zeigt die Dringlichkeit eines erhöhten Küstenschutzes in Anbetracht des zu erwartenden Meeresspiegelanstiegs.
Ausschnitt aus der Flood Map: Elevation Map, Sea Level Rise Map:
Die verfärbten Bereiche liegen unterhalb der eingestellten Höhe von einem Meter Meeresspiegelanstieg.
Laut dem Deutschen Klima-Konsortium e. V. sowie dem Konsortium Deutsche Meeresforschung e. V. ist der gemittelte globale Meeresspiegel im 20. Jahrhundert insgesamt bereits um etwa 15 Zentimeter angestiegen und würde bis 2100 um zusätzliche 30 bis 60 Zentimeter ansteigen, wenn die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden könnte. Wenn die Emissionen jedoch weiter wie bisher zunehmen, muss mit 60 bis 110 Zentimetern Anstieg gerechnet werden. Ermittelt man für beide Szenarien den Mittelwert müssen wir mit einem globalen Anstieg von rund 43 bis 84 Zentimetern rechnen.
Auch darüber hinaus wird der Meeresspiegel aufgrund der anhaltenden Erwärmung der Tiefsee und des anhaltenden Abschmelzens der Eisschilde langfristig unweigerlich für Jahrhunderte bis Jahrtausende ansteigen. Dem Beitrag der Arbeitsgruppe I »Naturwissenschaftliche Grundlagen« zum Sechsten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) kann entnommen werden, dass der mittlere globale Meeresspiegel im Verlauf der nächsten 2.000 Jahre um etwa 2 bis 3 m ansteigen wird, wenn die Erwärmung auf 1,5 °C begrenzt wird, und um 2 bis 6 m, wenn sie auf 2° C begrenzt wird.
Der Klimaausblick des Climate Service Centers Germany gibt einen Überblick über die bereits fortschreitenden klimatischen Veränderungen und die Zukunftsszenarien bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Die folgende Tabelle als Ausschnitt des Klimaausblicks gibt einen Überblick über die verschiedenen Ausprägungen der klimatischen Änderungen im Landkreis Wittmund. Farbig gekennzeichnete Änderungen sind robust, dabei sind robuste Zunahmen rot unterlegt, robuste Abnahmen blau.
© Climate Service Center Germany (GERICS), Eine Einrichtung der Helmholtz-Zentrum hereon GmbH. Lizenz: CC-BY 4.0 https://www.gerics.de/klimaausblick-landkreise
Zum Schutz vor den Risiken des Klimawandels stellt die Anpassung an die sich ändernden klimatischen Bedingungen eine wichtige Aufgabe für den Landkreis Wittmund dar. Mit dem Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanagement verfolgt der Landkreis Wittmund das Ziel einer integrierten Klimapolitik. Die Erstellung eines Klimaanpassungskonzepts ist für die Jahre 2024-2026 geplant.
Was können Bürgerinnen und Bürger bereits tun?
Auch im privaten Umfeld können Bürgerinnen und Bürger sich bereits an die klimatischen Veränderungen anpassen. So können beispielsweise Gebäude an Extremereignisse angepasst werden. Ein Grundschutz vor Überflutungen kann durch wasserdichte, erhöhte Türen und Fenster, Erhebungen vor Kellerfenstern und Rückstauklappen hergestellt werden. Gegen Folgen von Starkregen und Hitze kann eine Dachbegrünung helfen. Über das Solar- und Gründachkataster können Bürgerinnen und Bürger sich bereits einen ersten Eindruck verschaffen, ob ihre Dächer für eine Bepflanzung in Frage kommen. Das Kataster wurde vor kurzem um das Thema „Oberflächennahe Geothermie“ erweitert, sodass Bürgerinnen und Bürger nun auch Informationen über Geothermiepotenziale erhalten. Geothermische Heizungsanlagen haben im Sommer ebenfalls einen kühlenden Effekt. Auch einfache Maßnahmen wie die Wahl einer hellen Fassadenfarbe können dazu beitragen, dass sich das Klima im Haus weniger aufwärmt. Begrünte Vorgärten und entsiegelte Flächen kühlen die Außenluft im Sommer. Mehr Informationen zum Thema begrünte Hausgärten bietet der Flyer »Grüne Vielfalt statt graue Wüste« der Stadt Norden.
Bei Extremwetterereignissen können geeignete Verhaltens- und Vorsorgemaßnahmen helfen, sich an die Belastung anzupassen. Der Newsletter Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes informiert zum Beispiel über bevorstehende Hitzeperioden. Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt stellt Merkblätter mit Hinweisen für die Bevölkerung und den Umgang mit Kindern bei Sommerhitze zur Verfügung. Das Bundesumweltministerium informiert auf seiner Homepage zum Thema Gesundheit im Klimawandel und veröffentlicht unter anderem Tipps für heiße Tage und Empfehlungen zur Vorsorge.
Anstehende Veranstaltungen
Termine: Klima-Gespräche 2024
Das NIKO bietet an jedem ersten Dienstag des Monats von 11-12 Uhr eine digitale Seminarreihe zum Klimawandel und zur Klimaanpassung in Niedersachsen an. Eine Teilnahme ist für alle Interessierten kostenfrei möglich.
Die nächsten Klima-Gespräche:
02.07.2024, 11-12 Uhr, Thema: Multifunktionale Dach- und Fassadenbegrünung – mehr als eine optische Aufwertung
06.08.2024, 11-12 Uhr, Thema: Auswirkungen des Klimawandels auf die Abflussverhältnisse in Niedersachsen
Anmeldung für die Veranstaltungsreihe unter: niko@mu.niedersachsen.de
Termine: ZKA Spotlight 2024
Das Zentrum KlimaAnpassung bietet jeden Mittwoch von 10:00-11:30 Uhr eine digitale Seminarreihe zu wechselnden Schwerpunktthemen der Klimaanpassung an. Im Fokus stehen dabei die spezifischen Fragen der Teilnehmenden. Eine Teilnahme ist für alle Interessierten kostenfrei möglich.
Nächste Spotlights:
Mittwoch, 19.06.2024 10-11:30. Thema: Klimaanpassung im allgemeinen Städtebaurecht - Städtebauliche Verträge nutzen
Anmeldungen für die Veranstaltungen unter: ZKA Spotlight | Zentrum KlimaAnpassung (zentrum-klimaanpassung.de)