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Datum: 07.10.2025

Stadt und Land, Hand in Hand: Landwirte und Behördenvertreter im Gespräch

Ein guter Brauch mit langer Tradition – der angenehme Duft nach frisch geerntetem Getreide erfüllt seit dem Dienstag vergangener Woche (30.9.25) das Wittmunder Kreishaus am Markt; die mächtige Erntekrone der Landwirte mit den prallen Ähren ist Zeichen der Verbundenheit von Stadt und Land und Ergebnis einer guten Ernte. Die Erntekrone, frisch von Mitgliedern des Zweigvereins Ems-Jade Mitte gebunden, hängt neben der Haupttreppe. Sie verströmt ihren Duft dort, wo Mitarbeitende und Kunden der Kreisverwaltung ein- und ausgehen. Die Beziehungspflege von Bauern und Behördenvertretern zeigt die große Verbundenheit - der Landkreis weiß um den großen Stellenwert der Landwirtschaft als Wirtschaftszweig im zweitkleinsten Landkreis Niedersachsens.

Landrat Holger Heymann begrüßte die Landwirte-Delegation und die Vertreterinnen der KreisLandFrauen im historischen Saal des Kreishauses, viele per Handschlag. Zuvor hat er die genaue Position der Erntekrone im Treppenhaus festgelegt – bis es hieß: „passt“. Auf die schwierige Haushaltslage des Landkreises geht er ein, enorm die Herausforderungen auch bei den Investitionen, die seit langem vorbereitet worden sind und nun nicht mehr aufzuschieben sind. Hausgemacht sind die Probleme des Landkreises nicht, wie er klarstellt. Bund und Land verteilen zwar die Aufgaben nach unten, kommen aber ihrer Verpflichtung zur auskömmlichen Finanzausstattung der Kommunen nicht ausreichend nach. Ein besonderes Problem in Niedersachsen, macht er deutlich. Und das ein Jahr vor den Kommunalwahlen 2026 – er fordert einen fairen Ausgleich, um die Glaubwürdigkeit gegenüber den Bürgern nicht zu verlieren. Man werden an den großen Zukunftsinvestitionen festhalten, kündigt er an: am weiteren Ausbau des Wittmunder Krankenhauses, der Erneuerung der Berufsbildenden Schulen in Wittmund und Esens, dem Teil-Neubau der KGS, dem eh schon aufgeschobenen Umbau der FTZ.

Von einer teils überdurchschnittlichen Ernte berichtete Kreislandvolk-Vorsitzender Günter Lüken, der den jährlichen Austausch zum Erntedank und die gute Verbindung zur Kreisverwaltung lobte. Es sei ein Miteinander Reden auf Augenhöhe. Lüken: „Wir gestalten gemeinsam eine Region, unsere Landschaft.“ Manfred Tannen, Vize-Präsident bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und langjähriger Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland, sorgt sich um nachlassende Investitionen auf den Höfen im Lande und um fehlende Betriebsleiter. Auch im Landkreis Wittmund habe man es in der Hand, einer Fehlentwicklung entgegenzuwirken, sagt er. Man müsse dem Nachwuchs beistehen und ihn nach Kräften unterstützen, fordert er, für einfach „mehr Rückenwind von der Politik wieder hin zu einer Dienstleistungsbehörde bei der Verwaltung“.

Etta Strömer, die Vorsitzende des KreisLandFrauenVerbandes Wittmund, plädierte für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln – es gebe immer noch zu viele Lebensmittelabfälle, jedes Jahr 12 Millionen Tonnen allein in Deutschland. Da müsse ein Umdenken her, beginnend beim Einkaufen und dann später bei einer intelligenten Resteverwertung in der heimischen Küche, egal ob als Auflauf oder Suppe mit den Resten vom Vortag. Die Landfrauen hatten mit ihrem Team den historischen Saal geschmückt und sie reichten passend zur Austauschrunde Milchmixgetränke und Häppchen.

Dr. Melanie Schweizer, die Verbandsgeschäftsführerin vom Zweckverband Veterinäramt JadeWeser, ging kurz auf das aktuelle Seuchengeschehen in der Tierhaltung ein. Noch nie habe man mit so vielen Seuchen zu tun gehabt. Diese würden von anderswo eingeschleppt, und das werde perspektivisch auch leider so bleiben, befürchtete sie angesichts des fortschreitenden Klimawandels. Sie rate dazu die Anstrengungen zu forcieren bei der Biosicherheit der Bestände. Jeder Landwirt benötigt ein Biosicherheitskonzept und kann sich hierbei beraten lassen. Die Beratung wird von der Niedersächsischen Tierseuchenkasse finanziell unterstützt. Mehr Schutz, das sei die Devise, um die Tiere im eigenen Betrieb und in unserer Region vor Seuchen zu bewahren.

Stephanie Pospisil, die neue Fachbereichsleiterin Umwelt, erläuterte den Landwirten den Status Quo in Sachen Wolf. Der Landkreis möchte, sobald ihm ein offizieller Entnahmeantrag der Landwirtschaft vorliegt, einen für Risse von Rindern verantwortlichen Wolf, mutmaßlich aus dem Friedeburger Rudel, abschießen lassen und dies offiziell zügig verfügen – auch auf die Gefahr hin, mit der Maßnahme vorm Verwaltungsgericht zu scheitern, weil auf Bundesebene noch zugesagte gesetzliche Rahmenbedingungen dafür fehlen. Heyka Albers, Fachbereichsleiterin Bauen beim Landkreis, erläuterte die aktuellen Zahlen der Bauanträge aus der Landwirtschaft. Sie wies auf die Spielräume bei den Genehmigungsmöglichkeiten im Außenbereich hin. Auf die derzeit missliche Situation bei der Mobilfunkabdeckung durch den Anbieter Vodafone in Wittmund ging auf Nachfrage der Landwirte die Fachbereichsleiterin für Personal und Kreisentwicklung, Wiebke Börgmann, kurz ein.

Im nächsten Jahr, nachdem die Ernte 2026 eingefahren ist, werden sich Vertreter vom Landkreis und der hiesigen Landwirtschaft wieder treffen, die nächste Erntekrone aufhängen und wieder das Gespräch suchen und miteinander reden. So wie das üblich ist im Landkreis Wittmund.

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