Sprungziele
Inhalt

Datum: 05.07.2025

Motto lautet „gesundes Aufwachsen im Landkreis Wittmund“ – Thema Bindung im Mittelpunkt

Auch in diesem Jahr hatte das Kinderschutzteam des Landkreis Wittmund zu einem Kinderschutzfachtag eingeladen. Die Veranstaltungsreihe dient dazu, den im Landkreis handelnden Fachkräften aus Medizin, Pädagogik, Sozialarbeit sowie der Polizei berufliche Impulse zu bieten und den Austausch und die Vernetzung untereinander anzuregen. Unter dem bekannten Motto „Gesundes Aufwachsen im Landkreis Wittmund“ begrüßte Landrat Holger Heymann den Referenten Prof. Dr. Karl Heinz Brisch, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Neurologie (Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche, Erwachsene) sowie die rund 75 teilnehmenden Fachkräfte zum 11. Kinderschutzfachtag im Saal des Sozialzentrums der Kreisverwaltung am Dohuser Weg.

Brisch ist Universitätsprofessor an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg. Er war dort Vorstand des weltweit ersten Lehrstuhls für Early Life Care und leitete das gleichnamige Forschungsinstitut. Seine klinische Tätigkeit und sein Forschungsschwerpunkt umfassen den Bereich der frühkindlichen Entwicklung und der Psychotherapie von bindungstraumatisierten Menschen in allen Altersgruppen. Brisch entwickelte viele unterschiedliche Therapiemodelle für Bindungsstörungen, wie zum Beispiel die Präventionsprogramme SAFE® (Sichere Ausbildung für Eltern) und B.A.S.E® (Babywatching), die inzwischen in vielen Ländern Verbreitung gefunden haben.

Die sichere Bindung gilt heute als eine entscheidende Voraussetzung für die psychische Widerstandskraft, so Brisch zu Beginn seines Vortrages. Darin beschreibt er die Bindung als ein biologisches Grundbedürfnis, welche mit der gleichen Aufmerksamkeit betrachtet werden muss wie Nahrungsaufnahme oder Schlaf. Wenn das Bedürfnis nach Bindung nicht gestillt wird, entwickeln sich Störungen im Bindungsverhalten, die sich auf das spätere Leben bis ins Erwachsenenalter auswirken können. Die sichere emotionale Bindung eines Kindes an seine Eltern wird als ein bedeutender Schutzfaktor für die gesunde körperliche, psychische und soziale Entwicklung betrachtet. Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren emotional zuverlässig begleitet werden, entwickeln ein stabileres Selbstbild und können mit späteren Herausforderungen, besser umgehen.

Brisch konnte anhand zahlreicher Videos und mehrere Beispiele aus der Praxis sehr einprägsam und eindrücklich zeigen, wie sich Bindungstypen im Verhalten der Kinder ausdrücken und wie Coachings der Eltern das Bindungsverhalten ihrer Kinder verbessern.

Die anwesenden Fachkräfte, die dem Vortrag aufmerksam folgten, sind in ihrer täglichen Arbeit mit herausfordernden Situationen konfrontiert. Anhand konkreter Fallbeispiele und von wissenschaftlich fundierten Modellen erläuterte Brisch, wie die Fachkräfte Bindungssignale erkennen, feinfühlig darauf reagieren und gezielt handeln können.

Der Nachmittag bot den Fachkräften die Möglichkeit zum Austausch. Das Thema Bindung findet sowohl in pädagogischen als auch medizinischen und juristischen Tätigkeiten Anwendung und ist essenziell für die Arbeit in diesen Bereichen.

Der Fachtag verdeutlichte, wie eng der Kinderschutz und das Thema Bindung miteinander verknüpft sind. Pädagogische Fachkräfte sind aktive Mitgestalter von sicheren Entwicklungsräumen für Kinder und können dazu beitragen, Risiken früh zu erkennen und die Kinder nachhaltig zu fördern.

Direkt zum Ziel