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Datum: 07.10.2020

„Drücken! statt drücken“: Bei Herzstillstand kommt es auf minutenschnelle Hilfe an

Heute weiß man: Herzdruckmassage ist überlebenswichtig

Notfallsanitäter-Azubis hiesiger Rettungsdienste haben im Monat März dieses Jahres ein Projekt namens „Drücken! statt drücken.“ ins Leben gerufen – eine Werbung für die Herzdruckmassage bei Herzstillstand. Die jungen Leute entschieden sich für ein Thema, dass ihrer Meinung nach in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Das Projekt „Drücken! statt drücken.“ verfolgt das Ziel, vor allem Kindern und Jugendlichen die Angst vor dem rettenden Notruf und der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu nehmen.

Viel Zeit und Arbeit wurde investiert die Idee umzusetzen. Konzepte und Präsentationen wurden erstellt, Termine mit Schulen in der Region vereinbart - doch die beginnende Corona-Pandemie machte ihnen zu Jahresbeginn einen Strich durch die Rechnung. Aufgeben allerdings stand bei den angehenden Notfallsanitäterinnen und -sanitätern aber nicht zur Diskussion. Es kam die Frage auf: „Wie können möglichst viele Leute erreicht werden?“

Da Präsenzveranstaltungen durch die Corona-Pandemie kaum möglich waren, entwickelten und produzierten die Auszubildenden eigene Flyer und Plakate, kreierten Social-Media-Auftritte und einen eigenen Imagefilm. Alles mit dem Ziel, möglichst viele Mitmenschen mit ihrem Ansatz zu erreichen. „Das Thema Wiederbelebung hat nach wie vor einen viel zu niedrigen Stellenwert - denn wissen Sie, wie lange eine Person ohne Sauerstoff überleben kann? Und wenn er überlebt - wie wird er danach sein? Wie wichtig ist die Wiederbelebung durch Ersthelfer?“, so die Ausgangsfrage eher rhetorischer Natur.

Darauf gibt es nur eine einzige Antwort - ohne die Wiederbelebung durch Ersthelfer am Ort des Geschehens gibt es nur eine geringe Chance einen Herz-Kreislaufstillstand zu überleben. Denn bekommt das Gehirn nur fünf Minuten keinen Sauerstoff, kommt es bereits zu irreversiblen Hirnschädigungen - dies kann in der Folge allerlei bedeuten: Sprachverlust, motorische Defizite und vieles mehr. Die durch die Ersthelfer durchgeführte Herz-Druckmassage sorgt dafür, dass der noch vorhandene Sauerstoff im Blut zum Gehirn gelangt. Führende Fachgesellschaften haben daher vor einigen Jahren die Hands-Only-Wiederbelebung ins Leben gerufen - diese empfiehlt Laien ausschließlich die Herzdruckmassage durchzuführen und auf die parallele Beatmung zu verzichten. Dieser Ansatz entstand, weil für Ersthelfer die Durchführung einer Beatmung nicht einfach ist und häufig psychische Barrieren und Hürden überwunden werden müssen. Da jedoch bei der Wiederbelebung jede Sekunde zählt, entschied man sich für die Hands-Only-Wiederbelebung als einfachere Methode. Selbstverständlich ist eine Herzdruckmassage ohne Beatmung nicht gleichwertig. Sollte die Beatmung also beherrscht werden, so sollte sie im besten Fall auch durchgeführt werden - der Schwerpunkt jedoch liegt weiterhin auf der Herzdruckmassage. Hauptargument ist, dass mit jeder verstrichenen Minute ohne Herzdruckmassage die Überlebenschancen des Betroffenen um zehn Prozent sinken.
Die Forderung der angehenden Rettungskräfte daher: Jeder Mitbürger sollte alle zwei Jahre seine Kenntnisse in der Ersten Hilfe auffrischen und die Wiederbelebung trainieren. Denn es kann nicht immer nur fremde Menschen treffen, die wiederbelebt werden müssen, sondern auch Menschen im eigenen Umfeld, in der Familie, im Bekanntenkreis. Wichtig ist ebenfalls, dass man auch - ohne die Wiederbelebung zu beherrschen - helfen kann und gesetzlich sogar dazu verpflichtet ist. Dabei ist das Absetzen des Notrufes über die zentrale Rufnummer 112 schon ausreichend. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rettungsleitstellen helfen am Telefon die Situation vor Ort zu bewerkstelligen.

Die allgemein bekannte Hilfsfrist ist ein statistischer, zeitlicher Rahmen, in der ein Einsatzfahrzeug des Rettungsdienstes beim Patienten eintreffen sollte. In Niedersachsen liegt diese Eintreffzeit aktuell bei 15 Minuten. Im Zweifelsfall werden die fünf Minuten bis Eintritt irreversibler Hirnschädigung und die sinkende Überlebenschance durch fehlende Herzdruckmassage mit diesem Zeitrahmen allerdings überschritten. Die Azubis der Rettungsdienste, also das Team hinter „Drücken! statt drücken“, plant im Zuge des Projektes und je nach Pandemie-Entwicklung eigene Präsenzveranstaltungen durchzuführen und wird die Weiterentwicklung des Projektes weiter forcieren.

„Drücken! statt drücken“ ist ein Projekt der Azubis folgender Rettungsdienste: LK Wittmund, Rettungsdienst Friesland gGmbH, Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven, FALCK Cuxhaven und ist entstanden im Rahmen der Ausbildung bei der Rettungsdienstschule.
Gefunden werden kann das Projekt bereits im Internet auf Facebook und Instagram.
Wer mit den jungen Notfallsanitäter-Azubis Kontakt aufnehmen will, es gibt eine E-Mail-Adresse, an die sich jeder gerne wenden kann: druecken.statt.druecken@gmail.com

 

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