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Datum: 20.05.2022

Energiespar-Einsatz im Hause Heymann - dem Energieberater über die Schulter geblickt

Im Januar 2022 wurden den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises Wittmund 20 Plätze in der Beratungskampagne „clever heizen!“ angeboten. Bereits in der ersten Stunde waren die Plätze vergeben. Aufgrund der starken Nachfrage wurde die Anzahl der Beratungen daraufhin zügig auf 40 Plätze erhöht. Die unabhängigen Energieberater nehmen die Beratungstermine nun nach und nach wahr. Am 10. Mai dann hieß es „clever heizen!“ mit Landrat Holger Heymann, der den Termin öffentlich macht, und dem unabhängigen Energieberater Hinderk Hillebrands. Das Klimaschutzteam des Landkreises Wittmund durfte die Beratung vor Ort begleiten und tiefere Einblicke in die Vorgehensweise gewinnen.

Zu Beginn der Beratung waren die notwendigen Formalien abzufragen und die Gebührenrechnung über 30 Euro war zu bezahlen. Der Landrat - als im Dokument betitelter Ratsuchender - gewährte dem Energieberater Einblick in die Zahlen zur Personenanzahl im Haushalt, zum Baujahr und der Wohnfläche des bewohnten Gebäudes sowie zum Jahresstrom-, Gas-, Holz- und Wasserverbrauch. Aus den mitgeteilten Daten konnte dann vom Berater der durchschnittliche Verbrauch pro Quadratmeter Wohnfläche oder pro Person errechnet wird. So kann dann folgend der eigene Verbrauch in Relation zum Durchschnitt gesetzt und dann angepasst werden.

40 Liter Warmwasser verbraucht beispielsweise eine Person pro Tag in Deutschland. Liegt man darüber, erkennt man schnell, dass hier Einsparpotential besteht - und zwar nicht durch Verzicht, sondern durch kleine Tricks und Kniffe bei den Einstellungen am Wärmeerzeuger. Die Betriebseinstellung der Warmwassertemperatur in Heizkesseln ist oft bei 60°Celsius. Da aber niemand so heiß duschen würde, kann die Dauertemperatur auf 45°Celsius gesenkt werden – dies bedeutet eine erhebliche Einsparmöglichkeit beim eingesetzten Erdgas. Zu beachten ist dabei aber auch, dass bei Temperaturen über60° Celsius eine thermische Desinfektion des Warmwasser-Kreislaufes stattfindet und besonders nach längeren Abwesenheiten, wie im Falle eines Urlaubs, der Heizkessel kurzzeitig wieder auf über 60° Celsius eingestellt und durchgespült werden sollte. Wichtig ist bei allen Anpassungen vor Ort individuell zu erspüren, ob die Temperatur passt, entsprechend dem Begriff „Wohlfühltemperatur“. Außerdem kann je nach Gebäude zwischen den Monaten Mai und Oktober eines Jahres (gegebenenfalls auch nur im Monat August) der Heizkessel ausschließlich zur Aufbereitung von Warmwasser genutzt und die Heizung komplett ausgeschaltet werden.

Auch die regelmäßige Wartung der Heizungsanlage einmal im Jahr sowie ein hydraulischer Abgleich der Anlage hilft dabei, den Verbrauch weiter zu senken. Ein großer Fokus lag bei der Begehung des Hauses auf den vorhandenen Fenstern. Sind diese veraltet, undicht oder haben manuelle Rollläden mit Gurten, kann viel Wärme verloren gehen. Ein einfacher Test, so der Berater, kann mit einem einfachen Blatt Papier durchgeführt werden, das beim Schließen zwischen Fenster und Rahmen gesteckt wird. Kann man dieses rausziehen, ist das Fenster offensichtlich nicht dicht genug.

Während der zum Check gehörenden Hausbegehung wird deutlich, dass an vielen kleinen Stellen eingespart werden kann: LED-Lampen, energieeffiziente Haushaltsgeräte, ein abgedichteter Kühlschrank, der idealerweise nicht neben dem Backofen steht und in dem die Lebensmittel nach Kältezonen einsortiert werden, und zusätzliche An-/Aus-Schalter für Geräte, die sonst oft im Standby-Modus sind. „Es kann nicht nur erheblich an Energie und Wärme eingespart werden, sondern auch an barem Geld“, betont daher Energieberater Hillebrands. „Man tut ja nicht nur dem eigenen Geldbeutel etwas Gutes, sondern auch der Umwelt“, erwidert Holger Heymann und nickt dem Klimaschutzteam nach dem Rundgang zufrieden zu.

Neben sofortigen Einsparmöglichkeiten, die meist einfach und unkompliziert umzusetzen sind, wird auch die langfristige Ausrichtung besprochen, bei der Hillebrands empfiehlt, ganzheitlich und vernetzt zu denken: „Eine Kleinwindkraftanlage ist ein toller Schritt, um Strom zu erzeugen, allerdings sollte auch die Wärmeerzeugung mitgedacht werden. So können auf größeren Grundstücken Erdwärmekollektoren als Energiequelle dienen, während bei kleineren Flächen auch die Luftwasserwärmepumpe eine Möglichkeit darstellt. Dabei sollte immer darauf geachtet werden, dass die Wärmepumpe mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben wird.“

Mit dem beschriebenen Vor-Ort-Termin sind die Beratungen noch nicht beendet. Im Herbst 2022 geht es weiter mit Gruppenberatungen. In einer Online-Terminreihe sollen Themen wie energieeffiziente Haushaltsgeräte oder auch alternative Wärmeerzeuger aufgegriffen und erläutert werden.

„Um der hohen Nachfrage auch weiterhin gerecht zu werden, planen wir mit der Verbraucherzentrale ab Herbst online Gruppenberatungen zu verschiedenen Themenschwerpunkten an. Wir hoffen damit vielen Menschen einen besseren Einblick zu ermöglichen“, so das Klimaschutzteam. Eine frühzeitige Anmeldung ist jetzt schon per Kontaktformular möglich.

Anmeldung:
Anmeldungen für Gruppenberatungen sind per Kontaktformular möglich. Die qualifizierten Beratungen sind kostenfrei.

Hintergrund:
„clever heizen!“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Verbraucherzentrale Niedersachsen, der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) und des Landkreises Wittmund. Die Beratungen werden im Rahmen der Energieberatung der Verbraucherzentrale durchgeführt und durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

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